Christian, Du bist ein kreativer Kosmopolit, der über die Jahre hinweg ein weites Netzwerk an Entscheidungsträgern im politischen Geschehen der Hauptstadt aufgebaut und ein Gespür für die Themen von morgen hat. Was war für Dich der entscheidende Impuls, Dich diesem Feld zu widmen?
Ich bin seit meiner Jugend ein sehr politisch denkender Mensch, habe nach dem Abitur auch Politikwissenschaften studiert und mich während meiner Studienzeit politisch engagiert. Besonders fasziniert hat mich jedoch, wie Themen zu politischen Themen werden und wie daraus am Ende Gesetze werden – oder wie sie im Sinne eines Teiles der Bevölkerung verhindert werden können. Je mehr ich mich damit beschäftigt habe, desto größer wurde mein Wunsch, eine Laufbahn im Public Affairs-Bereich einzuschlagen und selbst Lobbyarbeit für Interessengruppen, Verbände und Unternehmen zu machen. Besonders froh bin ich, dass ich bereits mit einigen meiner absoluten Vorbilder in der Branche zusammenarbeiten und aus nächster Nähe von ihnen lernen durfte.
Dialogorientierte Kommunikation gewinnt zunehmend an Bedeutung. Welche Branchen haben
besonderen Nachholbedarf im Bereich des Lobbyings bzw. der Public Affairs?
Ich sehe vor allem im Gesundheitsbereich viel Nachholbedarf in den Bereichen Lobbying und Public Affairs, etwa in der Pflege, aber auch was verschiedene digitale Therapiemodelle angeht, sieht man zwar, dass durchaus das Gespür dafür da ist, um in den Dialog mit der Politik zu treten und zumindest punktuell gehört zu werden. Als Stimme wahrgenommen wird man allerdings erst, wenn man beständig einen Draht in Politik und Öffentlichkeit hält und neben guten Kampagnen auch durchgängig die Beziehungsarbeit mit der Politik aufrechterhält. Hierbei ist es natürlich von Vorteil, wenn man eine Kontaktperson im Berliner Politzirkus hat, die gut vernetzt ist und den Dialog aus nächster Nähe mitbestimmen kann.
Woran misst Du Erfolg im Bereich der Public Affairs?
Als Lobbyist ist der größte Erfolg natürlich, so erheblichen Einfluss auf ein Gesetz genommen zu haben, dass mein Auftraggeber tatsächlich davon profitiert.
Da das jedoch längst nicht in allen Fällen klappen kann, muss man natürlich mehrere Faktoren in Betracht ziehen, die eine Public Affairs-Maßnahme trotzdem zu einem Erfolg machen. So ist etwa die Reichweite einer Kampagne, der öffentlich ausgelöste Diskurs, auch ein Indikator für gute Public Affairs-Arbeit.
Was würdest Du Einsteigern mit auf den Weg geben, die eine Karriere im Bereich Lobbying planen und sich für die Interessenvertretung von Verbänden und Unternehmen interessieren?
Bereits während der Studienzeit mit dem Thema Interessenvertretung befassen – und zwar aktiv, zum Beispiel in Form von hochschulpolitischem Engagement. Dadurch stärkt man das eigene Verständnis für politische, parlamentarische Prozesse ebenso wie für die Bündelung von politischen Interessen ungemein und es ist das perfekte Fundament für einen beruflichen Einstieg ins Lobbying. Auch Praktika im Bundestag, Ministerien, Agenturen oder Verbänden sind extrem hilfreich und wichtig, gerade, weil man hier ein erstes Netzwerk aufbauen kann, das einem selbst Jahre später noch extrem nützlich sein kann.
Zum Abschluss: Welche 3 Top-Trends werden die PA-Branche in den kommenden Jahren beschäftigen?
Durch die immer stärkere Digitalisierung der Public Affairs-Arbeit und des weiterwachsenden Interesses der einzelnen Zielgruppen und Betroffenen, sich über analoge wie digitale Informationskanäle zu informieren, aber auch zu organisieren, wird es noch wichtiger, diese zu mobilisieren und „mitzunehmen“. Dies hat sowohl den Vorteil als auch den Nachteil, dass der Dialog bei der Platzierung von Botschaften schneller und unmittelbarer zustande kommen kann – was unberechenbare Reaktionsdynamiken in die eine oder andere Richtung mit sich ziehen kann. Ein extrem wichtiger Faktor wird auch die zunehmende Personalisierung von Botschaften sein. Gerade durch die Möglichkeit, Kampagnen sowohl auf klassischem Wege als auch über Social Media zu fahren, ist es wichtig, seine Botschaften einprägsam zu gestalten und so seine Unterstützerschaft zu mobilisieren. Nicht nur wünschen sich Anhänger, möglichst persönlich angesprochen zu werden, sie wollen auch möglichst Identifikation erfahren – wer dies am besten hinbekommt, dem ist die Meinungsführerschaft sicher und damit auch die Wahrscheinlichkeit, einer Interessengruppe eine laute Stimme in der Öffentlichkeit zu verleihen, die tatsächlich gehört wird.
Das Interview im Original finden Sie in der Huffington Post.
Christian P. Krohne
Ich bin freiberuflicher Politik- und PR-Berater aus Berlin. Mir liegen Themen rund um die Digitalisierung der deutschen Gesundheitslandschaft sehr am Herzen. Vor allem die Innovation der Bereiche Mental Health, Patientenversorgung und Krankenhaus beschäftigen mich täglich.