Hashtag Gesundheit e.V diskutierte im Rahmen seines Formates #Politik_Talk die Frage „Was bringt das DVG?“ mit Selfapy-Gründerin Nora Blum, Chris Berger, Referent Politik Bvitg, und Dr. Gottfried Ludewig, Abteilungsleiter Digitalisierung im Bundesministerium für Gesundheit und maßgeblicher Antreiber des Digitale-Versorgung-Gesetzes.

Dem aus ca. 60 Teilnehmern bestehenden Publikum kam an diesem Abend eine besondere Rolle zuteil: ganz im Stil des eigenen Selbstverständnisses als „junge Stimme des Gesundheitswesens“ gab es eine ausgedehnte 40-minütige Fragerunde, bei der das Publikum, das sich aus den verschiedensten Bereichen des Gesundheitswesens seine Fragen an die Panelisten stellen durfte.

Natürlich war auch das Thema Datenschutz Gegenstand einer leidenschaftlichen Diskussion: „Wir können nicht zulassen, dass Forscher abwandern, weil aus Datenschutzgründen in Deutschland nicht geforscht werden kann,“ wendet sich Dr. Gottfried Ludewig an diejenigen, die sich fast wahnhaft an einen übermäßig strengen Datenschutz klammern und Innovationen im Sinne des Patienten quasi im Keim ersticken. Datenschutz und Datensicherheit genießen höchste Priorität, aber tatsächlich würde es der Debatte häufiger zugute stehen, wenn sie weniger polemisch geführt würde. Klar ist für Ludewig: „Bevor hysterisch nach neuen Regeln verlangt wird, könnte damit angefangen werden, die bestehenden Regeln zu befolgen! Daten im Gesundheitswesen nicht zu nutzen kann jedenfalls nicht die Lösung sein.“

Das Panel mit Chris Berger (bvitg), Nora Blum (Selfapy) und Dr. Gottfried Ludewig (BMG)

Und wie sehen die Hersteller das DVG? Für Selfapy-Gründerin Nora Blum war die Nachricht der Verabschiedung des Gesetzes im ersten Moment kaum zu fassen. Mit dem Ziel, Online-Programme für psychisch belastete Menschen in die Regelversorgung zu bringen, war Selfapy seit dem Zeitpunkt der Gründung angetreten. „Wir haben die Politik in der Hinsicht unterschätzt,“ lobte Blum die Schnelligkeit und innovativen Ansätze des Bundesministeriums für Gesundheit.

Auch Chris Berger, der die Unternehmen aus dem Bereich der Gesundheits-IT vertritt, hat im Kreise seiner Mitgliedsunternehmen insgesamt ein positives Feedback zum DVG erhalten. Allerdings gebe ich es noch zahlreiche Baustellen, die angegangen werden müssten. Aus seiner Sicht wäre eine e-Health-Zielbild hilfreich, um die Digitalisierung des Gesundheitswesens noch besser und konsequenter umzusetzen.

Klar ist: das Digitale-Versorgung-Gesetz ist verabschiedet, nun geht es an die konkrete Umsetzung. Wie die Fragerunde gezeigt hat, muss allerdings noch weiter daran gearbeitet werden, den Patienten und Versicherten mehr Vertrauen und bessere Transparenz in die neuen digitalen Versorgungsmöglichkeiten zu schaffen. So ist vielen Menschen noch nicht klar, wie zum Beispiel die Umsetzung der vielbeschworenen „App auf Rezept“ vonstatten gehen soll und wo diese Digitalen Gesundheitsanwendungen letztlich zu finden sein werden.

Politisch wird auf jeden Fall weiter daran gearbeitet. Laut Dr. Gottfried Ludewig ist ein „DVG 2“ bereits in Arbeit, in welchem weitere Aspekte der Digitalisierung des Gesundheitswesens vorangetrieben werden dürften. So ist zu erwarten, dass unter anderem auch die Nutzung der Gesundheitsdaten aus der elektronischen Patientenakte im DVG 2 geregelt wird. Bei aller Zufriedenheit über das DVG. Es ist ein erster Schritt, dem viele weitere folgen müssen, wenn Deutschland sich an die Spitze der Innovation in Sachen Digital Health setzen möchte. Nach dem DVG ist vor dem DVG.